Zahnfleischentzündungen als Demenz-Ursache?
Gesund beginnt im Mund – krank sein manchmal auch. Mundgesundheit und Allgemeingesundheit beeinflussen sich auf komplexe Weise gegenseitig. So können sich Entzündungen in der Mundhöhle auf den gesamten Körper auswirken: Infektions- und Entzündungsherde an den Zähnen, in Zahnfleischtaschen oder in der Mundhöhle können z. B. das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erhöhen. Schon länger ist auch bekannt, dass weitere systemische Erkrankungen, in Zusammenhang mit Parodontitis gebracht werden können: Diabetes, rheumatoide Arthritis sowie Lungen-, Nierenerkrankungen oder Schwangerschaftskomplikationen.
Neues aus der Forschung:
Eine neue Studie zeigt nun: bestimmte Bakterien welche Zahnfleischentzündungen auslösen können auch ins Gehirn gelangen und dort krankhafte Veränderungen auslösen. Verantwortlich dafür scheinen von den Bakterien produzierte giftige Enzyme zu sein.
Die genauen Ursachen und Auslöser der Alzheimer-Erkrankung sind bis heute unbekannt. Klar ist zwar, dass eine gewisse genetische Veranlagung bei der Entstehung dieser Demenz mitmischt. Doch zahlreiche andere Faktoren könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Diskutiert wird beispielsweise ein Einfluss von Rauchen, Stress, der Ernährung und sogar Feinstaub und Aluminium. Auch Krankheitserreger wie Viren und Bakterien geraten immer wieder als mögliche Mitverantwortliche in Verdacht.
In diesem Kontext ist in letzter Zeit eine Bakterium in den Fokus von Forschern gerückt, die sich im Mund zahlreicher Menschen tummelt: Porphyromonas gingivalis. Diese Bakterienart ist eigentlich als Verursacher von Zahnfleischentzündungen und Parodontitis bekannt. Interessanterweise scheinen Patienten mit schwerer Parodontitis jedoch auch auffällig häufig an Alzheimer zu erkranken. Entfaltet der Keim womöglich auch im Gehirn seine schädliche Wirkung?
Erste Hinweise darauf lieferten bereits Experimente mit Mäusen. Demnach kann der Erreger tatsächlich vom Mund ins Gehirn gelangen und dort Infektionen verursachen. Nun präsentieren Stephen Dominy (South San Francisco) und seine Kollegen einen weiteren Beleg für einen Zusammenhang zwischen den Parodontitis-Verursachern und Demenz.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler zunächst Gehirngewebe von verstorbenen Alzheimer-Patienten und gesunden Menschen. Dabei stellten sie fest: Im Vergleich zu den Gesunden fand sich im Gewebe der Erkrankten deutlich häufiger DNA von Porphyromonas gingivalis. Auch sogenannte Gingipaine ließen sich in den Proben der Demenzkranken auffällig oft nachweisen. Es handelt sich dabei um von den Mikroben produzierte gifte Enzyme.
Hinweise auf die Anwesenheit dieser Gingipaine fanden sich bei 51 der 53 Alzheimer-Patienten, wie Dominy und sein Team berichten. Je krankhafter das Gehirn verändert war, desto höher war dabei offenbar die Belastung mit den bakteriellen Enzymen. Damit schien nun klar: Es könnte tatsächlich einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Mundbakterium und der Entstehung und dem Fortschreiten von Alzheimer geben.
Warnsignale für eine Parodontitis
- Rötung und Schwellung des Zahnfleischs
- Zahnfleischbluten (beim Zähneputzen oder auch spontan)
- Rückgang des Zahnfleischs
- Dauerhafter Mundgeruch oder fortwährend unangenehmer Geschmack im Mund
- Änderung der Zahnstellung
- Länger werdende, gelockerte Zähne (im späteren Erkrankungsstadium)
- Eiteraustritt am Zahnfleischrand beim Massieren des Zahnfleischs (im späten Erkrankungsstadium)
Was ist Parodontitis?
Ausgelöst wird die Parodontitis – eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodont) – durch Beläge auf den Zahnoberflächen, in den Zahnzwischenräumen und am Zahnfleischrand. Diese Beläge bestehen aus einem Netzwerk von Bakterien, deren Stoffwechselprodukte die Entzündung hervorrufen.
Zunächst sind die Beläge weich, mit der Zeit verhärten sie und werden zu Zahnstein. Dieser Zahnstein macht die Zahnoberflächen rau und begünstigt so das Einnisten von Bakterien. Um sie abzuwehren, reagiert das körpereigene Immunsystem zunächst mit einer oberflächlichen Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis).
Bei einer Gingivitis ist das Zahnfleisch gerötet und geschwollen. Zunächst kann noch eine ganze Weile das Eindringen der Bakterien in tiefere Gewebe verhindert werden. Die Erkrankung verläuft anfänglich weitestgehend schmerzlos. Wird nun aber nichts unternommen, hält irgendwann die natürliche Barriere dem dauernden Angriff der Bakterien nicht mehr stand, die Entzündung wird chronisch und zerstört das Gewebe. Es entsteht Zahnfleischbluten. Später kommt unangenehmer Mundgeruch hinzu.
Der Übergang von der Zahnfleischentzündung zur Parodontitis erfolgt schubweise. Nach und nach erfasst die Entzündung alle Teile des Zahnhalteapparates. Das Zahnfleisch löst sich vom Zahn und bildet Taschen, in denen die Bakterien nisten. Gewebe und Knochen bauen sich ab. Die Taschen werden tiefer, das Zahnfleisch geht immer mehr zurück. In der Folge verlieren die Zähne ihren Halt, werden locker und fallen am Ende aus. Der Zustand des Immunsystems bestimmt entscheidend den Verlauf der Zahnbetterkrankung.
Parodontitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Rund 40 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen.
Behandlung der Parodontitis
Damit es nicht heißt „kranke Zähne – kranker Mensch“, ist die Parodontitisprophylaxe durch regelmäßige und systematische Mundhygiene besonders wichtig. Selbst wenn eine Erkrankung des Zahnhalteapparates bereits aufgetreten ist, lässt sie sich durch fachgerechte Behandlung beim Zahnarzt und der Dentalhygienikerin stoppen. Je früher die Parodontitis erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Und sollten Patienten bereits an einer Allgemeinkrankheit leiden, könnte der Krankheitsverlauf durch gesunde Mundverhältnisse günstig beeinflusst werden.
Weitere übersichtliche Infos finden Sie auf: www.parodont.ch